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Alexandra Wilmsmann-Hiller und Thomas Hiller

Alexandra Wilmsmann-Hiller und Thomas Hiller – lebendigMACHER

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Privat: turbulent, wie bei jedem von uns. Ein Auf und Ab, kein Tag gleicht dem anderen. Aber die Zeit hat eine besondere Qualität bekommen.
Beruflich, in unserer lebendigMACHER Praxis: Wir haben alle unsere Sitzungen auf Remote umgestellt und begleiten unsere Klientinnen und Klienten durch diese schwierige Zeit per Zoom, Skype, WhatsApp Video, klassisch per Telefon und E-Mail. Für die Familien haben wir Eltern-Kind-Yoga-Klassen per Zoom eingeführt. Das alles hilft die Verbindung zwischen Körper-Seele-Geist in Balance zu halten. Wir nutzen die Zeit und investieren Energie & Zeit in die Psychoedukation, unser Herzensthema, und nehmen viele Podcast, Experten-Talks und YouTube-Videos auf, in denen wir über Trauma, Burnout und Depressionen, überhaupt über psychische Störungen sprechen, aber auch die Wege der Selbstwirksamkeit, Potentialentwicklung und (Selbst-)Heilung aufzeigen. Die Menschen inspirieren.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Erdet Euch, verbindet Euch mit Eurem Körper und mit dem Atem und mit allem, was heil ist. Schaut Euch um, es ist eine Menge i. O. Schaut hin. Vielleicht führt Ihr ein Mini-Dankbarkeitsritual ein: Jeder sagt beim Abendessen drei Dinge, für die er/sie heute dankbar ist. Das trainiert den Dankbarkeitsmuskel.
Gleichzeitig ist es wichtiger denn je, die eigenen Grenzen und Bedürfnisse wahrzunehmen und zu kommunizieren. Denn die Ausgangsbeschränkungen, Home Office und Home Schooling brachten uns über Nacht in eine noch nie dagewesene Enge. Das zu meistern, braucht Selbstreflexion und Kommunikation und eine gehörige Portion Mut, um zu sagen, was einen bedrängt und verletzt. Aggression herauszulassen, ist enorm wichtig und hier gesund, ABER bitte nicht auf die Kinder, Ehepartner, Haustiere und die andere Mitmenschen, wie die Verkäuferin im Supermarkt oder der Mitarbeiter an der Hotline. Geht bitte dafür in den Wald und macht die simple, aber hocheffektive Biodynamische/Yoga-Übung den „Holzhacker“. Atmet laut und lösend oder hackt wirklich Holz oder arbeitet im Garten oder geht Joggen, macht Yoga. Auch sehr effektiv ist das bewusste & achtsame Kochen, Backen und Essen, Arbeit mit erdenden Elemente wie Teig und Ton, aber auch Holzarbeit. Schreiben und Malen kann therapeutisch auch sehr wertvoll sein (Hinweis: Schreiben ist bei Depressionen kontra indikativ). Widmet Euch Dingen, die Ihr schon immer mal ausprobieren wolltet. Und wenn Themen auftauchen, die Euch belasten und Ihr damit weder Familie noch Freunde betrauen wollt und könnt, sucht Euch einen Coach oder Therapeut. Die Zeit ist nicht zum Aushalten, sondern zum Hinsehen da.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Unser lebendigMACHER Herzenswunsch ist, beizutragen die häusliche/innerfamiliäre Gewalt, wie auch immer sie geartet ist (psychisch oder physisch), zu minimieren. In der Zeit von Ausgangsbeschränkungen ist die Gefahr, den Tätern zuhause schutzlos ausgeliefert zu sein um ein Hundertfaches höher als sonst. Die traumatischen Erfahrungen, die in dieser Zeit gemacht werden, produzieren die Patienten mit psychischen Störungen im Leben der Opfer und in den nächsten Generationen. Das muss nicht sein. Die soziale Kontrolle fällt weg. Doch oftmals ist das genau das Problem. Der Bereich, in dem sonst häusliche Gewalt insbesondere gegen Kinder auffällt, genauer in Schulen, Kitas oder bei Tagesmüttern, ist gerade weggefallen. Bei eingeschränkter Öffentlichkeit werden Verletzungen jetzt weniger bemerkt. Wenn Euch etwas auffällt oder Ihr betroffen seid, meldet Euch, macht darauf aufmerksam. Polizei, Jugendamt und Hilfetelefone wissen Rat. Meldungen können auch von Dritten anonym abgegeben werden. Lasst uns achtsam miteinander sein. Liebe ist stärker.