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Ariane Wiegand-Striewe

Ariane Wiegand-Striewe Steuerberater

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Ich bin jemand, der sich gut anpassen kann. Daher fällt es mir nicht schwer, mit der aktuellen Situation umzugehen. Wir als Steuerberater sind derzeit sehr gefragt, was die Unterstützung bei möglichen Hilfen des Staates oder anderen Hilfen in Sachen Steuern und Buchhaltung und Lohnabrechnung betrifft. Wir spüren also keinen Stillstand, im Gegenteil, bei uns ist eher Stress ausgebrochen. Wir versuchen für unsere Mandanten da zu sein, sei es mit Rat und Tat, sei es einfach mit aufbauenden Worten oder Beantwortung von Fragen oder eben einfach nur mit Zuhören. In diesen Zeiten spielt das Vertrauensverhältnis eine besondere Rolle, sind wir als Steuerberater doch auch oft als Psychologen gefragt – ohne dass wir dafür ausgebildet sind. Aber Zuhören können wir. Wir halten im Büro den Normalbetrieb aufrecht, was meinen Mitarbeiterinnen auch Halt gibt und ihnen sicher auch hilft, mit der Situation umzugehen. Nur eine Mitarbeiterin muss aufgrund fehlender Kinderbetreuung ins Homeoffice, freut sich aber, wenn sie ein oder zwei Tage die Woche wieder ins Büro kann. Wir halten uns natürlich an die Regeln. Jeder sitzt alleine im Zimmer, es wird Abstand gehalten, so gut es geht, jeder hat Desinfektionsmittel und Handhygienespray sowie einen Mundschutz von mir erhalten. Gespräche mit Mandanten werden per Telefon oder Video geführt und der Mandantenkontakt beschränkt sich auf das Allernötigste. Insofern haben wir hinsichtlich vorher vieler vorhandener Termine jetzt etwas mehr Ruhe, um Dinge abzuarbeiten. Wir, also mein Team und ich, auch ich selbst persönlich, versuche die Entschleunigung etwas zu nutzen und mir nicht den üblichen Druck aufzubauen, sondern einfach etwas gelassener an die vielen Aufgaben heranzutreten. Ich würde sagen, es geht mir aktuell ganz gut, obwohl ich mir mehr Entschleunigung wünschen würde. Bei uns geht alles seinen normalen Weg weiter. Auffällig ist, dass die Digitalisierung auf einmal genutzt wird, obwohl sie vorher auch schon vorhanden war und eben alles nicht einfach mal so ging.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Ich bin ein Mensch, der immer nur die positiven Dinge sieht oder sie sucht, falls sie nicht direkt zu finden sind. Deshalb ist meine Empfehlung, sucht das Positive an der Geschichte: Nutzt die Ruhe für Dinge, die liegengeblieben sind, räumt auf und um, egal ob im Kopf oder zu Hause oder im Büro. Freut Euch, dass der Stress mal runtergefahren ist. Lest ein gutes Buch, schaut den Film an, den Ihr schon immer sehen wolltet, schnarcht stundenlang im Internet auf der Suche nach Filmen und Büchern oder Comics, die Ihr nie gefunden hättet, weil Ihr sonst nicht die Zeit dazu hattet. Schaut Euch nicht zu viele Reportagen, Interviews oder Sonstiges zu Corona an, das macht nur verrrückt. Macht Euch klar, dass Ihr Teil der Geschichte seid und Ihr zu denen gehört, die mindestens 2mal im Geschichtsbuch auftauchen werdet – zum einen haben wir die Wende erlebt, zum anderen die Corona-Pandemie überlebt. Freut Euch, dass die Sonne scheint und Ihr auf dem Balkon oder im Fenster oder auf der Terrasse sitzen könnt, in Ruhe einen Kaffee, Tee oder Wein trinken könnt und dem Frühling und der Natur beim Erwachen zu schauen könnt.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Ich brauche keine Unterstützung, sondern gebe diese lieber weiter an die, die wirklich Probleme haben und unter der Situation leiden. Ich versuche, den lokalen Geschäften und Unternehmen zu helfen, in dem ich Angebote wie Lieferservice oder Ähnliches in Anspruch nehme. Ich wünsche mir von meinen Mitmenschen, dass sie freundlich bleiben, auch wenn ihnen manchmal nicht danach zu Mute ist. Ich wünsche mir, dass nicht so viele Verschwörungstheorien in die Welt gesetzt werden, weil sie ändern nichts und bringen uns nicht weiter in dieser Situation. Ich wünsche mir, dass alle versuchen, über den positiven Effekt für sich selbst nachzudenken.