Veröffentlicht am

Petra Hohn

Petra Hohn – Veid e.V.

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Eine Situation, die ich persönlich und in meiner Arbeit der letzten Jahre fast täglich erlebt habe, persönliche Katastrophen. Für die Gesellschaft weit weg. Jetzt kann es jeden betreffen. Nachdenklich und hoffnungsvoll möchte ich auch weiterhin Menschen in schwersten Lebenslagen helfen.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Es ist Trauer, hier gilt es auszuhalten und füreinander da zu sein. Ruhe bewahren und sich im eigenen Egoismus zurücknehmen. Besinnung auf das, was im Leben wichtig ist.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Wir sind auf Spenden angewiesen und im „Normalfall“ schon eine unattraktive Klientel, das wird sicher nach der Krise nicht besser. Hilfe zur Selbsthilfe ist unsere Devise und soll es auch bleiben. Vielleicht denkt man größer und hilft allen Betroffenen ohne Wertung, egal ob klein und groß und egal ob alt und jung. Wir sind eine Gesellschaft!

Veröffentlicht am

Katja Kawi Windler

Katja Kawi Windler – Kawi Kids

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Nach anfänglicher Panik bzw. Existenzangst beginne ich nun die neue Herausforderung zu genießen. Umdenken zu müssen, kreativ zu werden und in sich hineinzuhören. Der Zuspruch und die Ermutigung, die von vielen Seiten kommen, möchte man automatisch weitertragen und diese Energie und positive Grundhaltung mit allen teilen. Ich bin gelassener geworden und lerne gerade, dass ich persönlich nicht untergehen würde, wenn Plan A oder B halt nicht funktionieren. Irgendetwas Neues/Anderes kommt immer. Außerdem rückt die Familie nicht nur körperlich enger zusammen, auch verbringen wir die Zeit viel bewusster und intensiver miteinander. Das ist schon etwas verrückt, ungewohnt aber voller Liebe, in einem Haushalt voll Teenies und nem Zwerg.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Achtet nicht auf das, was euch fehlt, sondern auf das, was ihr habt. Und das ist oft viel mehr, als einem bewusst ist.
Zuerst sollte man sich nicht auf die Einschränkungen und Ängste, sondern die positiven Seiten des Lebens konzentrieren. Die neuen Ideen, Netzwerke, den Zusammenhalt, die kleinen Dinge, die uns schon viel zu selbstverständlich geworden sind, und dass es uns verdammt nochmal scheiße-gut geht, im Gegensatz zu ganz vielen anderen Menschen auf der Welt.
Und dafür sollten wir einfach mal dankbar und demütig sein!

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Ich wünsche mir im Allgemeinen eine positivere Einstellung zum eigenen Leben. Dankbarkeit und Achtsamkeit. Dinge gelassener zu nehmen und sich bewusst zu machen, welch Privileg wir doch alle haben. Sich gegenseitig zu unterstützen, wenn es mal nicht so läuft und Hilfe auch zuzulassen. Das wünsche ich nicht mir von meinen Mitmenschen, sondern den Menschen selbst.

Veröffentlicht am

Rick Barkawitz

Rick Barkawitz – Moritzbastei, Programmchef

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Das ist privat wie beruflich sehr ambivalent. Grundsätzlich geht es mir gut, auch wenn die Ungewissheit, die einen permanent umgibt, ziemlich aufreibend ist.
Aktuell sitze ich im Homeoffice und arbeite Veranstaltungsabsagen und -verlegungen ab. Zum einen ist dies praktisch ziemlich schwierig, weil ja niemand weiß, wann es wie weiter geht, und weil sich so nun verschobene und neu geplante Tourneen und Veranstaltungen im Winter und Frühjahr „stapeln“. Und zum anderen geht es mir schon sehr an die Nieren, sehr viel getane Arbeit „einfach so“ einzustampfen. Zudem beobachte ich mit großer Sorge den Überlebenskampf, zu dem Künstler und Kulturbetriebe gezwungen sind, und den sie teilweise schon verloren haben. Es gab nie einen besseren Moment für die Politik und alle Entscheider zu erkennen, welch hohes meritorisches Gut die freie Kulturszene darstellt! Und so bin ich guten Mutes, dass es (finanzielle) Lösungen für freie Kulturschaffende und freie Bühnen geben wird, damit wir auch nach der Krise eine starke Kulturszene jenseits der Hochkultur haben werden.
Ansonsten ist es toll, soviel Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Und natürlich ist das auch eine Herausforderung, weil der Alltag ganz neue Anforderungen an einen stellt. Wir achten darauf, einen sinnvollen und strukturierten Tagesablauf hinzubekommen, um uns gegenseitig nicht zu überfordern oder eben auf den Geist zu gehen. Und so toll es im Moment ist, am späteren Abend mit dem Rad durchs dunkle, menschenleere Leipzig zu fahren, so sehr wünsche ich uns, dass wir uns sehr bald alle wieder in Parks, am See, in den Clubs und auf den Freisitzen dieser Stadt treffen können, um gemeinsam das Leben zu feiern.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Ganz grundsätzlich gebe ich anderen ungern Tipps und Empfehlungen. Zudem habe ich mir bis Ostern (nach einer Idee der Süddeutschen) ein „Meinungsfasten“ auferlegt. Und vielleicht ist es genau das, was ich weitergeben könnte – Zuhören, Abwägen, Nachfragen, Informationen prüfen und nicht jeden Mist glauben, der im Netz kursiert – so jedenfalls mache ich das. Ich konzentriere mich auf ein bestimmtes Medium, um mich ein oder zweimal am Tag über die Pandemie und ihre Folgen zu informieren. Dort finde ich gesammelt und aufbereitet alles, was für mich aktuell interessant ist, und entgehe so auch Panikmache und permanentem Katastrophenhype. Das hilft bei der Mentalhygiene!

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Siehe oben.
Von der Politik (und allen anderen Entscheidern) wünsche ich mir, dass sie sich an sich selbst ein Beispiel nimmt. Mit dem Finanzmarktstabilisierungsfonds wurde 2008 ein Extrahaushalt geschaffen, welcher bis 2015 Bestand hatte und mit einem Gesamtvolumen von 480Mrd.€ (!) der Stützung illiquider Banken diente. Er war ein Ergebnis der (offensichtlich selbst verschuldeten) Finanzmarktkrise. Es scheint mir logisch (und machbar), all jene, die (offensichtlich unverschuldet) durch die aktuelle Krise in ihrer Existenz bedroht sind, mit einem ähnlichen Fonds zu unterstüzen. In welcher Form und in welchem finanziellen Rahmen, ist mir so ziemlich schnuppe. Nur schnell sollte es gehen. Und es sollte für alle reichen!
Die Wünsche, die ich an meine Mitmenschen hätte, werden schon erfüllt. Aktuell sind Wissenschaftler die eigentlichen Nachrichten; und man hört ihnen zu! Ich erlebe zudem im Moment sehr viel Besonnenheit, Zuneigung und Solidarität in meiner unmittelbaren Umgebung. Und wer mich kennt weiß, dass ich von jeher Weltfrieden und eine gute Gesinnung für Jedermann propagiere!

Veröffentlicht am

Johannes Herwig

Johannes Herwig – Buchautor

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Ich habe einerseits vielleicht eine Art Glück, denn mein Arbeitsalltag ist jetzt erstmal nicht so drastisch anders als sonst. Als Autor bin ich ohnehin viel allein mit meinen Manuskripten, Home Office bin ich gewohnt. Andererseits trifft mich der Ausnahmezustand ebenso hart wie alle anderen Selbständigen auch: Ich kann im Moment weder Lesungen abhalten noch welche planen, denn niemand weiß genau, wie der Rest des Jahres aussehen wird. Klar, dass sich die Schulen und sonstige Veranstalter gerade sehr bedeckt halten mit den Vorbereitungen für die kommenden Monate. Die Kindbetreuung ist auch bei mir ein Thema, aber ich fahre – noch – ganz gut damit, jeden Tag ein paar Arbeitsblätter zu erstellen, mit denen mein Sohn selbständig den Vormittag verbringt, während ich am Schreibtisch sitze. Die Nachmittage sind wir dann zusammen, machen Spiele und bewegen uns im Freien. Ich versuche ohnehin, möglichst viel Zeit mit meinem Kind zu verbringen und sehe den allgemeinen Stillstand bezüglich der Quality Time mit Kind(ern) eher positiv – sofern niemand erkrankt, selbstverständlich. Die Gefahr zu erkranken und im Ernstfall nicht die erforderliche medizinische Betreuung zu bekommen, ist ja im Moment größer als sonst – aber auch das wachsende Bewusstsein für die Fragilität von Leben und letztlich auch der Fragilität von gesellschaftlicher Ordnung (nicht unbedingt im staatlichen, eher im empathischen/solidarischen Sinne) ist etwas, was ich durchaus (auch) positiv sehe. Da kann man derzeit doch einiges reflektieren. Gerade für die Menschen hier, die, so mein Eindruck, in irrem Wohlstand leben ohne sich das jeden Tag klarzumachen. Es kommen für viele Leute Fragen auf, die sie sich sonst nicht stellen, und das kann auch eine Chance für die Zukunft sein. Es ist für mich jedenfalls schwer vorzustellen, dass die Gesellschaft bald zur üblichen Tagesordnung übergehen kann bzw. will. Aber das ist jetzt nur eine Momentaufnahme meiner Gefühle und Gedanken.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Wachsam sein gegenüber den Versuchen, rassistisches oder antisolidarisches Verhalten durch die Hintertür in die Gesellschaft zu streuen, vielleicht auch wachsam sein gegenüber den Versuchen, staatliche Kontrollmechanismen allzu unreflektiert als per se gut und auch in Zukunft als immer korrekt anzusehen. Damit meine ich ausdrücklich nicht das Krisenmanagement hierzulande an sich, das läuft im Großen und Ganzen schon in Ordnung. Aber es macht mich natürlich auch nervös, wenn zu jeder Tages- und Nachtzeit und überall Leute kontrolliert (oder in Zukunft gar festgenommen) werden. Ich denke, für eine gewisse Zeit kann und muss man die Allgegenwärtigkeit von Kontrolle akzeptieren (ohnehin sollten jetzt einfach mal alle an einem Strang ziehen), aber daraus sollte keine unreflektierte, unhinterfragte Normalität werden. Es ist meiner Meinung nach immer die Gefahr da, dass Dinge, die in Krisenzeiten durchgesetzt werden, später bleiben. Ansonsten ist genau jetzt die Zeit da, sich endlich mal mit all den Sachen zu beschäftigen, für die man sonst nie Muße hat: Nachdenken darüber, wie man leben will und was man eigentlich braucht und was man nicht braucht, endlich mal wieder öfter telefonieren/skypen und längere Gespräche mit all jenen führen, die man sonst nur im Vorbeigehen sieht, Nachbarschaftshilfe organisieren, die Lieferdienste der Buchläden nutzen und all die Bücher lesen, die man sonst nie gelesen hätte (oder nur zu einem Drittel) und so weiter. Und vor allen Dingen: Ruhe bewahren, Verschwörungstheorien die kalte Schulter zeigen, solidarisch bleiben. Und nicht zu stolz oder zu unsicher zu sein, um Hilfe zu bitten, wenn man sie braucht.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Behaltet den Kopf oben bitte. Die Situation zwingt uns alle umzudenken. Zum Beispiel die Haltung gegenüber Menschen, wie Krankenschwestern/pflegern oder Kassiererinnen/Kassierern, die sonst eher am unteren Ende der Wertschätzungskette stehen, zu überdenken und das ist absolut richtig so. Ich fände es gut, wenn dieses Bewusstsein auch Bestand hat. Vielleicht hilft dieser besondere, so vielleicht noch nie dagewesene Zustand, den eigenen Zynismus zu hinterfragen und vielleicht auch zu erkennen, was nicht zuletzt auch Kulturschaffende für eine Gesellschaft leisten. Es gibt ja jetzt schon wieder Stimmen, die in dieses „Hättet ihr euch mal einen ordentlichen Job gesucht“-Horn stoßen. Diese Leute sollten sich wirklich mal fragen, wo die Menschheit jetzt stehen würde, wenn alle Kunst- und Kulturschaffenden, Forschenden, Philosophierenden etc. sich immer nur „einen ordentlichen Job“ gesucht hätten. Zu guter Letzt: Wer im Speziellen gern mich unterstützen möchte, ist herzlich eingeladen, mein – hoffentlich – im Juni erscheinendes neues Buch vorzubestellen. Einzelheiten zum Roman sind auf meiner FB-Seite zu finden, Vorbestellung bitte per Nachricht ebendort. Aber das ist nur ein Angebot, ganz ehrlich, wenn ihr nur ein paar Groschen über habt, spendet sie lieber an das Flüchtlingslager in Moria o. Ä., denn dort haben die Menschen wirklich nichts und sind von dem Virus noch viel schlimmer betroffen als wir hier.

Veröffentlicht am

Antje Haubner

Antje Haubner – CARLSEN Verlag

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Ich arbeite im Homeoffice, sehe mehr von meinen Kindern und kaufe für die alten Nachbarn ein. Ich habe großes Glück, ich kann arbeiten und wohne mit netten Menschen zusammen. Und die Sonne bringt gute Laune.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Am besten hilft Fantasie beim Finden von neuen Lösungswegen. Wie cool, dass man Bücher beim örtlichen Buchhandel per Mail bestellen kann, sie vor die Tür gestellt bekommt und online zahlt.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Geduld, Rücksichtnahme und die Zuversicht, dass das Klopapier reicht. 😊

Veröffentlicht am

Rabbiner Zsolt Balla

Rabbiner Zsolt Balla – IRG Leipzig & Landesverband Sachsen der Jüdischen Gemeinden

Es sieht so aus, als hätten wir die Chance unseres Lebens erhalten: neu zu starten und neu zu überdenken, wer wir sind. Wenn wir das gut machen, werden wir gestärkt und besser als je zuvor aus dieser Herausforderung hervorgehen.

Veröffentlicht am

Katja Röckel

Katja Röckel – Medienpädagogin, Radiomoderatorin, Moderatorin

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Danke, gut. Wir müssen uns das momentan alle viel öfter gegenseitig fragen und das Gute an dieser Situation ist, so erlebe ich es zumindest, dass die allermeisten Menschen darauf auch eine ehrliche Antwort geben. Es ist für mich auch total spannend zu erleben, mit welchen Menschen ich gerade Kontakt habe. Zum Teil sind das Personen, mit denen ich sonst nicht so viel kommuniziere. Ansonsten bin seit gut einer Woche im Homeoffice mit zwei Teenagern, die grandios selbständig ihren Schulkram meistern. Schule muss auf einmal „digital“ funktionieren und das tut sie! Es freut mich gerade als Medienpädagogin besonders, dass das so ist. Kind 1 (16) hat eigenständig den „Unterrichtsbeginn“ auf 11:30 Uhr verlagert und beschäftigt sich dann bis zum frühen Abend mit Schule und Kind 2 (12) freut sich über Wochenpläne, bei denen er selbst über das wann und wie (mit Freund per Videokonferenz oder alleine) er die Aufgaben erledigt, entscheiden kann. Die Schule meiner Kinder war erstaunlich schnell in der Lage, Aufgaben über die sächsische Schulplattform LernSax zu verteilen. Und ich würde jetzt nach etwas über einer Woche schon sagen, dass sich hier ein neuer häuslicher Alltag eingestellt hat. Es wäre jedoch sinnvoll, wenn jetzt schon festgehalten würde, was in Sachen Bildung und Digitalisierung gerade gut funktioniert und was nicht. Aussagen von Eltern und Kinder aus meinem Bekanntenkreis belegen, dass nicht alle Kinder und Jugendliche gleich gut mit dem Lernen vom eigenen Schreibtisch aus klarkommen. Zu unterschiedlich sind die Voraussetzungen zu Hause in puncto Ausstattung und eine gute Begleitung des Lernens durch die Eltern kann nur erfolgen, wenn diese dafür auch Zeit haben. Jüngere Kinder, aber auch Schüler*innen mit Behinderungen erreicht man unter Umständen nicht so gut – das sind nur drei Aspekte. Umso wichtiger ist, dass die Erfahrungen, die jetzt Familien mit der Situation machen, festgehalten werden.
Für meine Familie kann ich – wie oben schon geschrieben – sagen, dass sich hier ein neuer häuslicher Alltag eingestellt hat. Es wird gekocht, nachmittags spazieren gegangen und abends sogar manchmal gespielt. Und halt „nebenbei“ noch gearbeitet. Das ist ein ganz schöner Spagat, andererseits genieße ich es auch für die Kids ansprechbar zu sein. Momentan muss ich mir erstmal keine Sorgen um Job und so weiter machen. Mich beunruhigt jedoch, wie vielen Leuten es anders geht und so richtig Angst um ihre Existenz haben (müssen), auch wenn es jetzt schon ein paar Möglichkeiten, die Abhilfe schaffen können: solidarische Aktionen und vieles mehr, die uns Hoffnung machen.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Da gibt es kein Patentrezept, das sollte jede*r für sich im Austausch mit Familie und Freund*innen ausmachen. Es hilft sicher manchen Menschen, jedem Tag eine Struktur zu geben, aber das ist sicher nicht für jede*n sinnvoll.
Ich finde vor allem wichtig, über den eigenen Tellerrand zu gucken, die eigenen Privilegien zu erkennen und zu schauen, wie man andere unterstützen kann. Denen, die gerade arbeiten im systemrelevanten Umfeld, denen die nicht mal zum Spazierengehen rauskönnen und alle anderen, die jetzt viel stärker von der Krise betroffen sind als ich in meinem gut geheizten Homeoffice.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Tatsächlich habe ich schon die Unterstützung, die ich brauche.
Von meinen Mitmenschen und auch ein bisschen von mir selbst wünsche ich mir Geduld und Gelassenheit, mit der Situation umzugehen. Bisschen Angst und Wut kann aber sicher in gewissen Situationen auch nicht schaden. Und an alle, die in der Pflege, in Einrichtungen der Jugendhilfe, in Knästen, in Supermärkten und sonstwo mit und am Menschen arbeiten: DANKE.

Veröffentlicht am

Stephan Michme

Stephan Michme – Radiomoderator, Journalist, Musiker, Sänger

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Ich fange jeden Tag neu an. Achte auf meine Leute und meine Familie. Passe mein Leben den Umständen an. Alles wirkt langsamer. Ich bleibe optimistisch, und wenn ich einen schwachen Moment habe, dann ist meine Gang da und fängt mich auf und umgedreht. Durch meine Arbeit als Journalist hab ich viel zu tun und ich versuche, die Informationsflut und Emotionen verantwortungsvoll, sinnvoll und gelassen einzuordnen. Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Die Flut an Verschwörungstheorien und der Hass vieler macht mir hin und wieder Angst.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Jede Situation kann auch immer eine Chance sein. Im Großen wie im Kleinen … Meine Tochter lernt jetzt schon Zahlen und mit dem Lineal umgehen und sie will unbedingt ihren Namen schreiben können und Schlagzeug spielen … All das probieren wir aus, denn wir haben ja so viel Zeit. Das macht Spaß und gibt ein klasse Gefühl, wenn da was passiert. Da ist die Welt draußen plötzlich ganz klein und aus. Das funktioniert nur, wenn man sich bewusst Auszeiten vom „ins Netz gucken“ oder vom „Infos klicken“ nimmt. Respekt für die Geschichte eines jeden Gegenüber ist wichtig. Egal welche Spannung, wo auch immer, aufkommt … zurücktreten … atmen … noch mal anfangen. Hier haben sich zwei Männer im Bäcker geprügelt, weil einer der Meinung war, dass der andere zu nah an ihn heran getreten sei … Eine Situation, die einerseits albern wie ein Streit zwischen Tom und Jerry wirkte, andererseits bedrohlich wie eine Vorstufe zu einem neuen Neandertalertum daherkam. Von der Absurdität, sich die Fäuste ins Gesicht zu hauen, weil man sich zu nah angeatmet fühlte und Angst vor Ansteckung hat. Das Bild ruf ich mir immer auf, wenn ich mit einer neuen, besonderen oder anstrengenden Situation dieser Krise überfordert bin.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Gelassenheit, Vertrauen, Mitgefühl, Optimismus … Einmal in den Mixer, so einen modernen Smoothie draus gemacht und jeden Morgen hinter kippen.

Veröffentlicht am

Grafikhool, Hooligans Gegen Satzbau

Grafikhool – Hooligans Gegen Satzbau

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Mir geht es sehr gut mit der Situation. Ja, der Umstand ist wirklich ernst und vielleicht sogar bedrohlich, aber ich genieße die Entschleunigung, die reduzierte Hektik und dass ich aktuell komplett selbstbestimmt tun kann, wie ich mag.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Ich wünsche mir sehr, dass wir diese Situation als Chance begreifen, uns unserer Mitmenschen und uns selbst zu besinnen, und davon möglicht viel in die Zukunft mitnehmen.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Ich wünsche mir, dass wir dieses Aufeinander-Achtgeben behalten. Das ist genau das, was uns im Alltag sonst fehlt. Ein wenig Wärme, Verständnis und die feinfühligeren Antennen – wie es dem Anderen gerade geht.

Veröffentlicht am

Nadine Berger

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Es geht mir insgesamt recht gut und dennoch bemerke ich eine deutlich erhöhte Grund-Anspannung. Aber wahrscheinlich ist das, gerade in einer unsicheren Situationen wie der derzeitigen, eine völlig normale Reaktion, ein Anspannen der Körper-Seele-Einheit, um für den Notfall bereit zu sein.
Familiär gesehen habe ich den Vorteil, dass meine große Tochter (17) auf ihren Bruder (11) aufpassen kann. Sie halten sich sogar inhaltlich an seinen Stundenplan, lernen gemeinsam, gehen zusammen joggen … Da bin ich wirklich stolz auf meine Große! Ein bisschen traurig ist, dass wir die Großeltern, die alle etwas weiter weg wohnen, nicht besuchen oder unterstützen können. Sollte das noch länger andauern, wird es schon hart für alle Beteiligten.
Da ich mich auf meine Tochter so verlassen kann, ist es mir auch möglich, meine Psychotherapeutische Praxis offen zu halten. Ich haben meinen Patient*innen frei gestellt, ob sie in die Praxis kommen wollen, wir telefonieren oder per red connect die Therapie fortsetzen. Einige meiner Patient*innen kämpfen sehr stark mit dieser Situation, sind beunruhigt, verängstigt und stark angespannt. Ich bemühe mich, da zu sein – realistisch zu informieren, zu beruhigen, gemeinsam Ideen zu entwickeln, Mut zu machen … Die Zeit wird zeigen, was weiter nötig sein wird.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Es gibt sicher eine Menge von Tipps, die ich hier notieren könnte – aber was mir gerade besonders wichtig ist: Nur Mut! Macht auf Euch aufmerksam! Geht in Kontakt! Überwindet Eure Scham und sprecht andere Menschen an, dann, wenn Ihr Hilfe, Unterstützung oder einfach Gemeinschaft braucht, dann, wenn Ihr denkt, Sie könnten von Eurem Gegenüber benötigt werden, aber auch so … Jemandem zu sagen: „Ich bin da“ ist auch Stärkung, selbst dann, wenn meine Unterstützung nicht nötig wird!

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Krisen sind Chancen. Wie unter einem Brennglas wird deutlich, was funktioniert und bleiben soll und was einer Veränderung bedarf. Krisen lassen uns erfahren, was wichtig ist und was wir loslassen können, ja vielleicht sogar endlich sollten. Wir alle sind verletzlich – wir alle brauchen andere Menschen, ja andere Lebewesen im weitesten Sinn. Ich würde mir wünschen, dass uns diese Krisen endlich bewusst werden lassen, dass Kooperation (nicht Konkurrenz), Mitgefühl und Solidarität unersetzbare Grundbausteine sind, ohne die ein Überleben, gleich gar nicht lebenswertes Leben, unmöglich sein wird. Mögen wir diese Grundbausteine, die sich in vielen kleinen und größeren Aktionen, Angeboten … gerade zeigen, in unseren Herzen verankern und über diese Zeit hinaus pflegen und wachsen lassen …