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Christian Kümmel

Christian Kümmel – Kümmel Fahrzeugteile, Alberne Sachen

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

In meinem Job ist die Situation sehr verfahren, da wir Bauteile für die Automobilindustrie produzieren. Faktisch gibt es seit dieser Woche eigentlich keine Aufträge mehr. Ich spüre in mir eine sehr ausgeprägte Gelassenheit. Meine Kollegen werden noch, so lange es geht, in unser Lager produzieren. Sollte sich die Lage bei den Autoherstellern nicht wesentlich verbessern, werden wir in eine ordentlich geplante Kurzarbeit übergehen müssen. Es ist für alle Seiten immer ein Kraftakt. Aber so können wir auf bestmögliche Weise versuchen, unsere Firma über diese schwere Krise zu bringen. Denn das ist es – die schwerste Krise, die wir seit Jahrzehnten zu bewältigen haben.
Mir persönlich geht es gut. Ich schaue optimistisch in die Zukunft, weil ich weiß, dass es irgendwann wieder besser wird. Außerdem habe ich eine wunderbare Frau an meiner Seite und ein starkes Team hinter mir.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Für mich gibt es zwei Worte, die mich durch diese merkwürdige Zeit tragen und die vielleicht auch anderen helfen können. Zuversicht und Humor. Es ist nichts wirklich schlimm, solange man die Zuversicht nicht verliert und seinen Humor behält. Lachen stärkt nachweislich das Immunsystem und tut einfach immer gut. Natürlich trifft das nicht auf den Fall zu, wenn die Liebsten betroffen sind und schlimmstenfalls schwer erkranken. Wir müssen auf die Risikogruppen aufpassen und ihnen helfen. Miteinander reden ist gerade in dieser Zeit wichtig. Und das kann man ja zum Glück auch ohne direkten Kontakt. Austausch ist ein wichtiger Baustein, um mit Belastungen besser zurecht zu kommen.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Stärkt Euch gegenseitig und helft denen, auf die andere Personen mit dem Finger zeigen. Kein Mensch hat Schuld an der aktuellen Situation. Wenn ich höre, wie diese Krise genutzt wird, um das Flüchtlingsthema wieder hochzukochen, würde ich mir eine stärkere Gegenwehr wünschen.

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Timo Wuerz

Timo Wuerz – Künstler, Maler, Illustrator, Redner und Coach

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Als meist zuhause arbeitender Künstler würde ich in meinem Haus fast keinen Unterschied merken ohne Nachrichten. Im Ernst: Beim mönchischen Arbeiten ist es in der Tat wie immer. Als Weltreisender und häufiger Konzertgänger vermiss ich solche Unternehmungen sicherlich bald. Es ist aber, wie es ist. Ich lebe recht abgeschieden auf dem Land, kann in die Natur spazieren gehn und verlasse sonst nur zum Einkaufen das Haus.
Die Laune aufrecht zu erhalten, fällt mir noch leicht, bin ich doch quasi Vorsitzender im Optimistenclub. Es ist toll zu sehen, wie Musiker online Konzerte von Zuhause aus übertragen, wie kreativ überall mit der Quarantäne umgegangen wird. Dieses weltweite Phänomen hat das grossartige Potential, Mitgefühl und Zusammenhalt zu zeigen. Darauf liegt mein Fokus. Man kann sich sehr verbunden fühlen, auch allein von daheim aus.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

So schwer es vielleicht auch manchmal fällt: positiv bleiben. Zuhause bleiben. Hände waschen. Auf die Anweisungen hören.
Ansonsten versuchen, die Zeit nun zu nutzen: faulenzen, lesen, eine Sprache lernen, sich engagieren, anderen helfen, aufräumen und und und.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Vielleicht kann die Spezies Mensch sich so solidarisch und mitfühlend verhalten, wie sie durchaus in der Lage ist. Vielleicht stellt man fest, was man braucht und was man nur dachte zu brauchen. Und vielleicht sogar etwas für das Danach lernen. Ich sehe viel Positives, an das ich fast nicht mehr glauben konnte.
Vielleicht lernen wir auch etwas für andere, gar noch größere Krisen: Klimawandel und Artensterben. Boah, das wär was! 😀

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Claudia Maicher, MdL

Claudia Maicher – Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Sächsischer Landtag

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Unser gesellschaftliches Leben fährt gerade komplett runter. Das fällt auch mir nicht leicht, weil unser gesamtes kulturelles Leben mit Nähe, Gemeinschaft und sozialem Austausch verbunden ist. Aber der Ruhemodus ist solidarisch und notwendig besonders für Ältere und gesundheitlich beeinträchtigte Mitmenschen und für unsere medizinischen Versorgungssysteme. Wenn wir das erhalten wollen, was wir lieben, dann müssen wir jetzt auch persönliche Einschränkungen in Kauf nehmen.
Ich arbeite an den gleichen Themen wie bisher, nur eben im digitalen Austausch aus dem Homeoffice.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Richtig Mut machen mir die vielen Online-Kulturangebote. Sie sorgen dafür, dass wir zusammenbleiben, auch wenn wir gerade nicht zusammenkommen können. Das ist großartig. Kunst und Kultur sind wichtig und helfen mit, dass Menschen diese Krise und das Alleinsein durchstehen.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Ich wünsche mir, dass wir alle Risiken vermeiden und zu Hause bleiben. Damit schützen wir alle, die für unsere Gesundheit arbeiten, uns mit Lebensmitteln versorgen und helfen, diese Krise zu meistern. Bleiben wir sozial und solidarisch ohne Panik und mit Mut und Zuversicht für die kommende Zeit. Dann gehen wir gestärkt da raus.

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David Gray

David Gray – Buchautor

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Im Gegensatz zu so vielen meiner Kollegen, die vor allen auf Liveauftritte angewiesen sind, habe ich noch Aussicht auf Einnahmen durch Buchverkäufe bzw. Tantiemen. Finanziell ist da also noch ein wenig Luft. Dennoch fühl ich mich gerade entweder wie in einen meiner eigenen Romane katapultiert oder wie in einem zu langsam laufenden Film. In anderen Worten: Angekommen ist das alles noch nicht ganz bei mir.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Das ist jetzt einfach. Ich antworte mit einem Klassiker: Keine Panik, Leute! Denn Panik könnte töten. Vielleicht nicht euch selbst, aber bestimmt Leute in eurer Umgebung. Der Tod ist kein Gerücht. Der existiert. Jetzt rächt sich vielleicht, dass wir seinen Anblick so weit aus unserem Alltag verbannt haben, dass man Tod und Tote nur noch aus Filmen und Nachrichten kennt.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Das ist einfach: Bleibt alle übrig! Bleibt neugierig. Gebt hin und wieder mal den einen oder anderen Euro für Kunst und Künstler aus.

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Mikki Sixx

Mikki Sixx – Sozialarbeiter, Radiomacher und Musiker

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Ich liege mit der normalen Influenza derzeit im Bett und beschäftige mich mit Lesen, Podcasts hören, Ersatz-Radio-Shows am Rechner vorproduzieren und der Beobachtung des alltäglichen Wahnsinns, den Corona offensichtlich in meinen Mitmenschen auslöst. Wäre ich gesund, würde ich vermutlich genau dasselbe tun.
Bis auf die Symptome, wie erhöhte Temperatur, Schlappheit, Schnupfen und Husten, geht es mir ziemlich gut und ich sehe im Moment keinen Grund zur Panik. Wenn ich ehrlich bin, war es nur eine Frage der Zeit, bis es zu einer solchen Krise des globalisierten Turbokapitalismus kommt. Daher ist es auch eher eine Erlösung, denn ein Schrecken für mich, dass wir nun alle mitten in einem Endzeitfilm-Szenario sitzen, und in echt mit dessen Herausforderungen dealen müssen. Leider ohne Zombies und ohne offensichtliche HeldInnen oder Lovestories, und mit offenem Ende, aber dennoch ziemlich spannend, und, weil es ja in echt passiert, interaktiv.
Ich kann, nein ich muss sogar, mitmachen und Teil der Lösung und nicht des Problems werden! Dazu lasse ich die Dinge auf mich zukommen und versuche in meiner Arbeit, aber auch als Multiplikator, z. B. im Radio, zu helfen, die Krise zu überstehen.
Die Musik liegt derzeit auf Eis, weil Teile der Band in anderen Bundesländern und in Deutschland leben, und wir räumlich im Moment nicht zusammen kommen können. Sollte das länger als ein, zwei Monate andauern, werden wir uns via Technik behelfen müssen, um getrennt voneinander dennoch gemeinsam schreiben und proben zu können. Aber auch das wird gehen, wenns sein muss. Zum Glück haben wir gerade keine anstehenden Konzerte und unseren Albumrelease erst für Herbst 2020 geplant, so dass sich dieser Schaden in Grenzen hält.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Auch wenn ihr nicht, wie ich, ohnehin krank seid: Bleibt zuhause und haltet euch an die Ausgangssperre und die staatlichen Vorgaben in dieser Notstandssituation! Schützt jene Menschen, die immuninsuffizient sind, Ältere in unserer Gesellschaft, aber auch euch selbst! Es geht jetzt um Einigkeit und Solidarität – beides Dinge, die uns in unserer spätkapitalistischen Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten fast schematisch abtrainiert worden sind und die der Staatengemeinschaft, der EU und auch jedem/jeder Einzelnen von uns jetzt scheinbar sehr sehr schwer fallen umzusetzen.
Spart euch Spekulationen, Verschwörungstheorien, Klugscheißereien und Relativierungen der Situation! Informiert euch und andere richtig, checkt Quellen gegen, bevor ihr Fake News und Halbwahrheiten weiter verbreitet. Nutzt die Zeit für Liegengebliebenes, entschleunigt, kommt zu euch selbst, und versucht vor allem mal, mit euch alleine klarzukommen! Es ist faszinierend, hinter die vom Wesentlichen ablenkende Fassade unseres derzeitigen sozialen und wirtschaftlichen Lebens blicken zu können. Nutzt die Erkenntnisse, die ihr jetzt gewinnt, um hernach radikal anders zu leben. Vergesst nicht, was ihr jetzt gerade dazu lernt, wenn es dann wieder alles den gewohnten Gang geht!

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Ich wünsche mir weniger Egoismus, mehr soziale Intelligenz, weniger Panikmache, mehr Gemeinschaftssinn – auf individueller wie auf staatlicher Ebene. Ich wünsche mir einen gleichzeitigen, einigen und kompletten Shutdown – weltweit – für zwei bis drei Wochen, der das Virus für immer töten würde, wenn wir ihn als Weltgemeinschaft durchziehen würden!
Ich wünsche mir, dass eine der großen Lehren aus dieser Krise sein wird, dass wir alle helfenden (Krankenpflege, Sozialarbeit, Altenpflege etc.) und infrastrukturell essentiellen Berufe (Handel etc.) mehr wertschätzen als bisher und die Investitionen für diese Bereiche und die Gehälter der MitarbeiterInnen hinterher massiv erhöht werden, um das Kaputtsparen und Kapitalisieren einer Branche, die nicht mit Profitdenken geführt werden kann, weil sie eine soziale und keine wirtschaftliche Funktion in der Gesellschaft hat, wieder zu heilen.
Ich wünsche mir, dass wir uns von der derzeitigen, real existierenden Version des Kapitalismus verabschieden und uns hin zu einer Gesellschaftsform bewegen, die der Menschengemeinschaft und dem Schutz unseres Planeten dient und nicht dem sogenannten wirtschaftlichen Wachstum!
„Goldene Türme wachsen nicht endlos – sie stürzen ein!“ (Slime)

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Dirk Rotzsch

Dirk Rotzsch – Koch im Pflegeheim

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Ich fahre ganz normal auf Arbeit (Pflegeheim), die Straßen sind etwas leerer, aber voll sind sie früh um fünf selten. Nachmittags ist es schon deutlicher. Mir, besser uns, geht es gut – das ist wichtig –, dass wir nicht in Gefahr kommen, uns gegenseitig anzustecken. Das beschäftigt mich auch auf Arbeit. Einige Maßnahmen haben wir schon ergriffen, einiges ist in petto – aber eine Erkrankung im Objekt und privat würde die Lage verkomplizieren. Aber sicher wird man, werden wir, Lösungen finden. Es ist ernstzunehmen, aber Asozialität und Unsolidarität war zu jeder Zeit schlimmer.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Auf uns aufpassen, und bei uns meine ich das Gemeinwesen. Zu jeder Zeit gibt es Elemente mit zu viel Tagesfreizeit, die Schwachsinn posten, Verschwörungstheorien breittreten und aufwärmen wie labbrige Cheeseburger. Bei so viel Werbezeitschriften wäre Klopapiermangel mein kleinstes Problem, während die Seife im Regal bleibt.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Ich hoffe, dass sich nach der Pandemie die Leute an das erinnern, was da essenziell war, und sollen das einfach übertragen, denn das ist immer essenziell: Solidarität, Humanität und über den Tellerrand schauen. Und überlegen, ob das, was uns ständig als Fortschritt verkauft wurde, auch welcher war. Ansonsten hoffe ich, das sich die Leute daran erinnern, dass einige falsche Propheten der „Davorzeit“ recht still waren, als Ideen gefragt waren.

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Isa Theobald

Isa Theobald – Autorin und Lektorin

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Ich habe Erkältungssymptome – Kopfschmerzen, Nase zu, Husten, zum Glück kein Fieber –, werde aber aktuell hier im Saarland nicht getestet, weil ich keinen nachweislichen Kontakt zu einem nachweislich Erkrankten hatte. Solange die Temperatur nicht steigt, bin ich erstmal entspannt, auch wenn die freiwillige Quarantäne schon manches organisatorisch schwierig macht. Zum Glück gibts ja die viel gescholtenen Sozialen Medien, die die Isolation gerade sehr erträglich machen.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Stay the fuck at home! Ganz im Ernst, bleib daheim, zieh dir ne Decke über den Kopf, binge die Netflix-Show, für die du nie Zeit hattest, putz deine Fenster, lies Bücher – aber halte Abstand von anderen Menschen. Auch völlig ohne Symptome kann man ansteckend sein. Und die „aber jungen und gesunden Menschen kann ja eh nix passieren“-Sprüche werden gerade auch einer nach dem anderen widerlegt, wenn 30jährige ohne Vorerkrankungen dann doch intensivmedizinisch betreut werden müssen, also auch, wenn du keinen Funken Solidarität für deine Mitmenschen besitzt (Shame!): Bleib zuhause. Rette Leben. Im Zweifel auch dein eigenes.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Mir als freiberufliche Künstlerin, der gerade mit den Criminal Dinner-Absagen ein Standbein komplett weggebrochen ist, rettet Patreon aktuell den Hintern. Durch die Crowd, die dort meine Sachen unterstützt, werde ich weder verhungern noch meinen Krankenversicherungsschutz verlieren – danke, Leute! Ich liebe euch. Ansonsten versuche ich gerade, das Thema Livestream für mich zu entdecken. Mit Unterstützung von staatlicher Seite rechne ich ehrlich gesagt nicht.

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Andreas Dohrn

Andreas Dohrn – Pfarrer Peterskirche Leipzig, aktiv im Bereich „Wohnen für Geflüchtete“ und „Genossenschaftliches Wohnen“

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Zu Corona lese und recherchiere ich viel. Beeindruckend finde ich Wissenschaftler wie Christian Drosten, die analytisch wegweisend sind. Je komplexer und herausfordernder es wird, desto klarer und präziser und handlungsfähiger werde ich. Mir geht es richtig gut und das Zusammenspiel mit vielen Akteur*innen gibt mir Kraft und Mut.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Mir hat geholfen, dass Dr. Thomas Grünewald vom Klinikum Chemnitz das neue Coronavirus anschaulich erklären kann (www.fernsehersatz.de/2020/03/ein-vortrag-ueber-das-corona-virus-vom-klinikum-chemnitz.html).
Gemeinsam klug zu handeln durch soziale Distanzierung und Solidarität, erscheint mir aktuell besonders wichtig. Lieferketten bei Lebensmitteln und Verbauchsgütern sind öffentlich zu beschreiben und zu kommunizieren. Wie Pilze aus dem Boden sprießen aktuell gestreamte Kultur- und Bildungsformate. Beruflich werden wir flächendeckend digitale Kommunikations-Plattformen brauchen.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

7x7x7. Es wäre toll, wenn sich viele Menschen sieben Mal täglich die Hände waschen und sieben Mal in der Woche sieben Produkte kaufen und sich mit sieben Personen austauschen. Ich wünsche mir Klarheit, Fröhlichkeit, Entschlossenheit und Ausdauer.

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Ingo Römling

Ingo Römling – Comiczeichner (Malcolm Max, Star Wars, Star Wars esistance, Trollhunter), Illustrator

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Danke, mir bzw. uns geht es gut. Meine Freundin und ich arbeiten beide zuhause und zimmern an unseren Buchprojekten, insofern ändert sich für uns gerade im Moment relativ wenig an der Gesamtsituation. Meine Freundin ist Wissenschaftsjournalistin und ich bin unglaublich froh, jemanden an meiner Seite zu haben, den ich nicht nur über alles liebe, sondern der die Lage besonnen und nüchtern betrachtet, ohne sie auf die leichte Schulter zu nehmen.
Ich mache mir zwar auch Sorgen um meine wirtschaftliche Zukunft, mir wurden auch schon Jobs abgesagt und ich habe finanzielle Einbußen, aber es hilft ja nichts, sich verrückt zu machen. Ich mache erstmal mit meinen Projekten weiter und schaue, wie sich die Lage entwickelt.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Bleibt cool, nehmt Rücksicht. Ich bin da ganz ehrlich – vor zwei Wochen habe ich auch noch gedacht, ach, alles halb so wild, was regen sich alle so auf wegen ein bisschen Husten. Mittlerweile sehe ich das anders. Mir wurde irgendwann klar, wieviele Menschen, die mir am Herzen liegen, in der einen oder anderen Form ein höheres Risiko tragen, an diesem Virus schwer oder sogar lebensbedrohlich zu erkranken. Und viele davon sind junge Menschen! Darunter welche, die zum Beispiel gerade eine Chemo durchmachen. Ich kenne mehrere, die Herz- oder Kreislaufprobleme haben, eine geschwächte Lunge oder die Diabetiker sind. Wie mag es denen gehen, wenn sie Witze oder blöde Sprüche darüber hören, wer jetzt an CoVid-19 sterben könnte und wer nicht?
Verliert euren Humor nicht, aber bitte nehmt Rücksicht aufeinander.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Finanziell agiere ich – genauso wie die meisten meiner Kollegen – ziemlich auf Kante. Ich kam bisher ganz okay über die Runden, aber jetzt werden auf einmal alle Karten neu gemischt. Viele Künstler, Musiker, Zeichner, Fotografen oder Schauspieler finanzieren sich von Job zu Job, hangeln von einer Gelegenheit zur nächsten, müssen immer mehrere Eisen im Feuer haben. Wir schaufeln die meiste Kohle, die reinkommt, gleich wieder raus für Steuern, Miete, Versicherungen, Lebensunterhalt. Wir können, wenn überhaupt, kaum was zur Seite legen und finanziell nur schlecht planen. Es ist für Künstler zwar unangenehm, aber ziemlich alltäglich, nur grob einschätzen zu können, wie es mit dem Geld in ein oder zwei Wochen oder Monaten aussieht. Aber es ist echt schlimm, auf einmal vor dem Nichts zu stehen.
Deswegen mein Wunsch an alle – unterstützt eure Künstler. Kauft bitte weiterhin eure Lieblingsbücher, Lieblingsmusik, Lieblingsfilme. Kauft Merch, T-Shirts, Drucke, für euch selbst oder als Geschenk, gebt Originale in Auftrag, macht euch selbst eine Freude oder einem anderen, lasst euch Commissions zeichnen. Gebt eure Konzertkarten nicht zurück, wenn ihr nicht auf die Kohle dringend angewiesen seid und den Verlust vielleicht verschmerzen könnt. So besteht eine gewisse Chance, dass es eure Lieblings-Band noch gibt, wenn der Spuk vorüber ist. Und es wird vorübergehen.
Ich mache weiter – macht ihr einfach auch weiter. Alles wird gut!

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Der Schulz

Der Schulz – Musiker, Sänger und Künstler, Unzucht

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Der Schulz: Meine Band, die Unzucht, musste, wie viele andere, gerade ihre komplette Frühjahrs-Tour auf September verlegen und keiner kann uns momentan sagen, ob sie da dann auch wirklich stattfinden kann, was natürlich für alle Beteiligten eine mittelschwere Katastrophe ist. Wir haben praktisch ein Jahr lang darauf hingearbeitet und sind gerade das erste Mal in den deutschen Albumcharts Top Ten gegangen. Die Tour versprach unsere erfolgreichste Tour bislang zu werden, aber nun werden die Karten neu gemischt, weil im Herbst jetzt wohl alle Bands mehr oder weniger gleichzeitig auf der Straße sein werden und sich das Publikum stärker als je zuvor teilen müssen. Und das in Zeiten, in denen der CD-Markt sich praktisch in Auflösung befindet und Touren die einzig adäquate Einnahmequelle für Bands unserer Größe sind. Aber es hilft ja nüscht. Ich versuche das Beste draus zu machen und soviel Kreativarbeit wie möglich in diese Zeit des Corona-Shutdowns vorzuverlegen, wie zum Beispiel das Songwriting für die Bands, für die ich schreibe und kurzfristig mehr Auftrags-Karikaturen zu zeichnen, um mich über Wasser zu halten, bzw. spätestens im Herbst dann so schnell wie möglich wieder mehr Einkünfte zu haben, die das momentane Desaster dann hoffentlich ausgleichen. Aber ich sehe diese Krise auch als Gelegenheit, kurz mal durchzuatmen, endlich mal Liegengebliebenes und längst schon Überfälliges anzugehen und eingefahrene Vorgehensweisen zu überdenken und sich hier und da neu aufzustellen.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Der Schulz: Ruhe bewahren, über den eigenen Tellerrand schauen, aufeinander aufpassen, solidarisch und vernünftig sein, Menschen im Umfeld, die zur Risikogruppe gehören, helfen, indem man zum Beispiel für sie mit einkauft. Eigenverantwortlich Handeln, die ausgegebenen Sicherheitsregeln befolgen, nachdenken und beispielsweise nicht durch Hamstern bestimmter Güter selbst für Versorgungsengpässe sorgen und, ganz wichtig, sich auf seriösen Quellen informieren, damit der Aluhut nicht durchglüht und man sich nicht zum Spielball politischer Kräfte macht, die in der aktuellen Krise Angst und Hass schüren, um uns vor ihren Karren zu spannen. Wenn wir besonnen bleiben und das Beste aus der Situation machen, bin ich mir sicher, dass diese Krise sogar eine Chance für ein bewussteres und rücksichtsvolleres Miteinander sein kann.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Der Schulz: Musikern und Künstlern unserer Größe nützen Kredite und Steuerstundungen herzlich wenig, dazu verdienen wir einfach zu wenig, als das solche Maßnahmen einen rettenden Effekt haben könnten. Wir müssten, solange wir unserem Haupterwerb nicht mehr nachgehen können, tatsächlich Zahlungen ähnlich dem Modell des bedingungslosen Grundeinkommens erhalten, wenn wir keine Möglichkeit finden, unseren Lebensunterhalt in dieser Zeit irgendwie anders zu bestreiten.