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Heidrun Strauß

Heidrun Strauß – Beamtin

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir ?

„In der Krise beweist sich der Charakter.“ Dieses Zitat von Altkanzler Helmut Schmidt fällt mir seit Beginn der Corona-Krise täglich mehrmals ein und bezeichnet genau die Menschen in meinem Arbeits,- Familien- und Freundeskreis.
Menschen, von denen ich bisher eine hohe Meinung hatte, „entpuppen“ sich teilweise als Zögerer, Verkomplizierer, Nichtstuer, Ständig-in-Frage-Steller, Panikmacher, Selbstdarsteller. Andere wiederum, von denen ich bisher eine weniger positive Meinung hatte, werden plötzlich zu wahren Freunden, Anpackern, Pragmatikern, Krisenmanagern. Ich erkenne ganz kluge Köpfe mit innovativen durchsetzbaren Ideen. Und ich bin ein bisschen beschämt über mich, warum ich das nicht schon viel eher erkannt habe. Auch für die eigene Selbsterkenntnis ist diese Krise gut, und darin sehe ich das Positive für mich, bei aller negativen Auswirkung.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern ?

„Die Situation meistern“ steht für mich gerade im Mittelpunkt. Ich habe eine 86-jährige Mutti, die erstaunlich gelassen mit der ganzen Situation umgeht. Trotzdem braucht sie meine Nähe, die ich ihr gerade jetzt in der gewohnten Art und Weise nicht geben kann. Wir telefonieren sehr viel und ich erledige das Nötigste für sie, trotzdem tut es mir sehr weh, dass ich mich nicht wie gewohnt um sie kümmern kann, und ich weiß, dass sie trotz aller Gelassenheit unter der Krise leidet. Mir ist sehr bewusst, dass sehr viele Menschen gerade in derselben Situation sind wie ich und das gibt mir ein Gefühl der Verbundenheit und macht mich stark.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Ich benötige keine Unterstützung; meine Familie ist gesund und finanziell abgesichert. Ich werde am 01.11.2020 in den, wie es in schönstem Beamtendeutsch heißt, vorgezogenen Ruhestand gehen. Bis dahin liegt ein, so glaube ich, sehr steiniger, aber nicht unüberwindbarer Weg vor uns allen. Ich hoffe, dass ich meinen Ruhestand genießen kann. Ich möchte mit meinem Mann zusammen (auch nach 42 Ehejahren) noch viel Schönes erleben, mich um unsere Tochter kümmern und „diverse“ Aufgaben von ihr übernehmen und noch viel Zeit mit meiner Mutti verbringen. Von meinen Mitmenschen und Kollegen wünsche ich mir mehr Rücksicht, Verständnis und Stärke, damit wir die Krise schnellstmöglich überwinden. Eins wird klar sein, es wird nie mehr so, wie es bisher war!!!