Tom Kleinwächter – Eventmanager, Leiter Veranstaltungsorganisation & Volunteermanagement für das Internationale Deutsche Turnfest 2021 in Leipzig
Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?
Mir geht es zum Glück gut, d. h. meine Familie und ich sind gesund. Das ist erstmal das Wichtigste. Ansonsten bin ich unheimlich froh, dass ich aktuell arbeiten kann. Alle Projekte, die ich letztes Jahr um diese Zeit bearbeitet habe, sind dieses Jahr abgesagt und ich hätte mich sehr wahrscheinlich arbeitslos melden müssen. Seit April 2019 arbeite ich glücklicherweise in Vollzeit für das Internationale Deutsche Turnfest, welches 2021 in Leipzig stattfinden soll und wir sind derzeit gut mit den Vorbereitungen ausgelastet. Zwar alle im Home Office, aber das geht ganz gut digital. Diese Art zu arbeiten, rettet nicht nur uns, sondern noch vielen anderen gerade echt den A…, denn vor 20 oder 30 Jahren wäre dies technisch gar nicht möglich gewesen.
Ab und an ist das „viele Reden“ über Telefon und Video problematisch, da meine Frau auch zu Hause arbeitet und wir unsere Arbeitsplätze „akustisch nicht separieren“ können. Für sie ist digitales Arbeiten zwar schon lange die Normalität, aber gerade muss sie eine Konferenz, die im Juni in Triest stattfinden sollte, komplett als virtuelles Event umplanen. Auch unsere Tochter (14 Jahre) ist zu Hause, hat sich aber wirklich klasse mit der Situation arrangiert und einen guten Plan für Schule, virtuellem Geigenunterricht und Athletiktraining gemacht. Die Trainer der SG LVB Kanu versorgen die Kids regelmäßig mit Trainingsplänen und fragen auch deren Einhaltung ab.
Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?
Bleibt zu Hause, reduziert die sozialen Kontakte auf das notwendige Minimum – so weit wie das in der jeweils konkreten Lebenssituation möglich ist. Natürlich muss man mal raus und sich die Beine vertreten, zum Bäcker, in den Supermarkt oder zur Physiotherapie. Aber je disziplinierter und achtsamer wir uns alle dabei verhalten, desto eher kann man sich über schrittweise und situativ mögliche Lockerungen unterhalten. Wann das soweit ist und wie das konkret aussehen kann, das sollten die Experten sagen (nicht die YouTube Rechercheure mit dem Aluhut …). Nutzt die Chancen, die sich auch in dieser Situation bieten, insbesondere im Bereich Digitalisierung. Da entwickeln sich gerade viel spannende Dinge und Prozesse werden, zwar notgedrungen, um Jahre beschleunigt und vorangetrieben.
Achtsamkeit und Rücksichtnahme sind auch wichtig im familiären Kontext, damit man zusammen gut durch diese Zeit kommt. Bewegung und Sport im möglichen Rahmen, damit man nicht zu sehr einrostet. Mal wieder ein Buch in die Hand nehmen und nicht den ganzen Tag am Handy hängen. Die Sonne am Fenster, dem Balkon oder dem Innenhof genießen. Einfach die Situation annehmen, das Beste daraus machen und sich sozial verhalten.
Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?
Ich selber brauch zum Glück aktuell keine Unterstützung. Da bin ich sehr dankbar und versuche so gut das möglich ist, andere zu unterstützen, die diese Situation viel härter trifft – #supportyourlocals. Seien es Spenden oder virtuelle Eintrittsgelder an befreundete Musiker oder Menschen, die ich sehr schätze und die momentan nicht arbeiten können, die Online-Bestellung bei unserer Lieblingsweinhandlung um die Ecke, Essen zum Abholen bei den Restaurants in der Umgebung etc.
Wünschen würde ich mir, das wir alle (auch gesamtgesellschaftlich) die Zeit zum Nachdenken nutzen und zukünftig einiges ändern. Momentan halten ganz viele Berufsgruppen den Laden am Laufen, die besch…. bezahlt werden. Es würde mich freuen, wenn sich die momentane verbale Wertschätzung bei denen auch langfristig im Portemonnaie bemerkbar machen würde. Funktioniert die Spargelernte wirklich nur mit schlecht bezahlten ausländischen Saisonarbeitern? Da haut doch systemisch was nicht hin, wenn ich Spargel nicht zu Preisen verkauft kriege, der es ermöglicht, faire Löhne zu zahlen und auch die „Locals“ bewegt, diesen Job zu machen. Neben dem Nachdenken, sollten wir aber auf keinen Fall den Humor verlieren, denn dieser hilft (mir zumindest) immer auch in schlechten Zeiten.