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Der Schulz

Der Schulz – Musiker, Sänger und Künstler, Unzucht

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Der Schulz: Meine Band, die Unzucht, musste, wie viele andere, gerade ihre komplette Frühjahrs-Tour auf September verlegen und keiner kann uns momentan sagen, ob sie da dann auch wirklich stattfinden kann, was natürlich für alle Beteiligten eine mittelschwere Katastrophe ist. Wir haben praktisch ein Jahr lang darauf hingearbeitet und sind gerade das erste Mal in den deutschen Albumcharts Top Ten gegangen. Die Tour versprach unsere erfolgreichste Tour bislang zu werden, aber nun werden die Karten neu gemischt, weil im Herbst jetzt wohl alle Bands mehr oder weniger gleichzeitig auf der Straße sein werden und sich das Publikum stärker als je zuvor teilen müssen. Und das in Zeiten, in denen der CD-Markt sich praktisch in Auflösung befindet und Touren die einzig adäquate Einnahmequelle für Bands unserer Größe sind. Aber es hilft ja nüscht. Ich versuche das Beste draus zu machen und soviel Kreativarbeit wie möglich in diese Zeit des Corona-Shutdowns vorzuverlegen, wie zum Beispiel das Songwriting für die Bands, für die ich schreibe und kurzfristig mehr Auftrags-Karikaturen zu zeichnen, um mich über Wasser zu halten, bzw. spätestens im Herbst dann so schnell wie möglich wieder mehr Einkünfte zu haben, die das momentane Desaster dann hoffentlich ausgleichen. Aber ich sehe diese Krise auch als Gelegenheit, kurz mal durchzuatmen, endlich mal Liegengebliebenes und längst schon Überfälliges anzugehen und eingefahrene Vorgehensweisen zu überdenken und sich hier und da neu aufzustellen.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Der Schulz: Ruhe bewahren, über den eigenen Tellerrand schauen, aufeinander aufpassen, solidarisch und vernünftig sein, Menschen im Umfeld, die zur Risikogruppe gehören, helfen, indem man zum Beispiel für sie mit einkauft. Eigenverantwortlich Handeln, die ausgegebenen Sicherheitsregeln befolgen, nachdenken und beispielsweise nicht durch Hamstern bestimmter Güter selbst für Versorgungsengpässe sorgen und, ganz wichtig, sich auf seriösen Quellen informieren, damit der Aluhut nicht durchglüht und man sich nicht zum Spielball politischer Kräfte macht, die in der aktuellen Krise Angst und Hass schüren, um uns vor ihren Karren zu spannen. Wenn wir besonnen bleiben und das Beste aus der Situation machen, bin ich mir sicher, dass diese Krise sogar eine Chance für ein bewussteres und rücksichtsvolleres Miteinander sein kann.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Der Schulz: Musikern und Künstlern unserer Größe nützen Kredite und Steuerstundungen herzlich wenig, dazu verdienen wir einfach zu wenig, als das solche Maßnahmen einen rettenden Effekt haben könnten. Wir müssten, solange wir unserem Haupterwerb nicht mehr nachgehen können, tatsächlich Zahlungen ähnlich dem Modell des bedingungslosen Grundeinkommens erhalten, wenn wir keine Möglichkeit finden, unseren Lebensunterhalt in dieser Zeit irgendwie anders zu bestreiten.