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Schwarwel

Schwarwel – Künstler, Regisseur, Comiczeichner, Karikaturist und Art Director

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Corona? Ich guck mir an, wie meine Umwelt, der Staat und die Leute als Gesellschaft in so einer Krisensituation reagieren, und wenn ich was als totalen Blödsinn ausmache – im Einkaufsladen, im sozialen Netz oder im Privatbereich –, gebe ich Laut.
Ansonsten bemühe ich mich um Einhaltung der Hygiene- und Verhaltensregeln, habe allerdings festgestellt, dass ich dafür gar nicht so schrecklich viel ändern muss – dank meiner inzwischen überwundenen Hypochondrie bin ich ganz gut geübt im Händewaschen, Abstand halten und Vermeiden von Massenaufläufen. Die Tipps rund um #flattenthecurve halte ich für durchweg sinnvoll, nachvollziehbar und umsetzbar – für Kinderhaushalte ist das sicher sehr viel schwerer umsetzbar.
Was mein und unser Arbeitsleben und dessen Honorierung angeht, wird man in ein paar Tagen mehr wissen, wie sich alles ringsum einschaukeln wird.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Don’t panic.
Die Sorgen um die befürchtete finanzielle Situation von uns allen, die unterhalb der abgehobenen Oberschicht leben, kann ich voll nachvollziehen, mit Panikreaktionen ist jedoch auch keinem geholfen. Ich setze darauf, dass der Mensch als kreatives Wesen auch aus dieser Krise herausfindet und sich Wege eröffnen werden, sobald alle mal tief durchgeatmet haben und wieder halbwegs bei Verstand sind.
Diese Situation ist für absolut alle neu und es gibt nicht eine einzige Seele auf dem ganzen Planeten, die mit Sicherheit sagen kann, was vielleicht noch auf uns zukommt. Aus diesem Blickwinkel heraus beurteile ich auch die sich quasi stündlich ändernden Handlungsanweisungen von Regierungen, Chefetagen und anderen Entscheidungsträgern. Die meisten von denen wissen es natürlich auch nicht besser, aber die Klugen unter ihnen fragen mal jemanden, der sich mit Virologie, Epidemiologie, Soziologie, Sozialpsychologie und/oder Krisenmanagement auskennt.
Ansonsten rate ich dazu, immer sein Handtuch dabei zu haben.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Es wäre schön, wenn die momentan so viel beschworene Solidarität nicht nur eine Fata Morgana wäre. Im Moment ist ja erstmal Alarmstufe Rot ausgerufen, aber der Sturm ist noch gar nicht durchs Dorf gefegt. Das steht uns noch bevor.
Als Kind der DDR kenne ich noch die kreativen Ideen und Methoden, wie mit Mangelwirtschaft, Konsummarken, Weltuntergangsangst (damals: Atomkrieg) und merkwürdiger Informationspolitik umgegangen werden kann. Und da bin ich sicher nicht der Einzige. Humor kann beim Meistern von Krisen nicht schaden, da er vieles erträglicher macht und auch mal den eigenen Horizont öffnen kann. Auch Galgenhumor ist dabei von mir gern gesehen.