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Michael Carl, carl institute for human future

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Gesund, bislang – wobei ich fest davon ausgehe, in diesem Jahr noch die Wege eines Virus zu kreuzen. Arbeit, so viel wie noch nie. Für einen Zukunftsforscher sind dies extrem spannende Tage. Das, was wir gerade Krise nennen, ist auch ein Reallabor für Zukunft, wie wir es als Gesellschaft wahrscheinlich noch nicht erlebt haben. Wir erdenken und entwickeln an zahllosen Enden dieser Tage neue Lösungen für Arbeit, Alltag und Kommunikation. Die Arbeit zuhause in vielen Branchen. Videokonferenzen statt Dienstreisen. Persönlicher Austausch über Distanz. Manches hakt, anderes ist eine Zumutung, wieder anderes wird sich so schnell in unserer Kultur etablieren, dass wir nicht wieder zu dem alten Zustand zurückkehren wollen.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Mit Ausbruch der Krise ging es mir nicht viel anders als vielen Selbständigen. Es ist erstaunlich, wie schnell Umsätze einbrechen können. Seither haben wir uns kräftig geschüttelt und gründlich hinterfragt, was wir tun, wie wir arbeiten und wovon wir leben wollen – und vieles grundlegend verändert. Mir tut das gut: Die Ärmel hochzukrempeln und Neues zu schaffen. Unser Schlüssel dafür war ganz schlicht: Wir haben unseren Partnern und Kunden zugehört. Das hat uns Inspiration gegeben, das war die Quelle unserer Aktivität. Ich glaube: Wer es schafft, selbst aktiv zu bleiben, hat gute Chancen, diese Wochen zu meistern und gestärkt daraus hervorzugehen.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Ich habe es mir dieser Tage zur Angewohnheit gemacht, jeden Tag auf zwei Menschen zuzugehen und sie zu fragen, wie es Ihnen geht. Einfach so, berufliche oder private Kontakte, ganz wie mir Menschen einfallen. Daraus sind eine ganze Reihe sehr offener Gespräche geworden, eine Art persönliches Netz gegenseitigen Interesses. Davon wünsche ich mir mehr. Das wäre mal eine Reproduktionsrate, die sich zu steigern lohnt.