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Dirk Eisold

Dirk Eisold – Zoo Leipzig, Teamleiter Eventmanagement

Wie gehst du mit der aktuellen Situation um und wie geht es dir?

Mir und meiner Familie geht es persönlich sehr gut. Wir versuchen, die aktuelle Situation entspannt zu sehen und lassen uns nicht verrückt machen von teilweise überzogenen Horrornachrichten aus den Medien. Sicherlich sind wir sensibilisiert, beachten die allgemeinen Regeln und schauen mehr auf unsere persönlichen Hygienemaßnahmen. Neben dem Job – aktuell häufiger am heimischen Schreibtisch – verbringe ich mehr gemeinsame Zeit mit meiner Familie. Allerdings fehlen mir schon Treffen mit Freunden und Verwandten. Das können Internet, Telefon und all die Social Media Kanäle nicht kompensieren.
Ich persönlich empfinde diesen Lockdown relativ entspannt: Endlich mal kein Hetzen von Termin zu Termin, von Veranstaltung zu Veranstaltung. Mehr Zeit, um über neue Konzepte nachzudenken. Natürlich macht man sich auch Sorgen um die Zukunft: Was wird beruflich, wenn dieser Zustand noch viel länger andauert, als angenommen? Gehen wir uns zu Hause nicht doch bald auf die Nerven? Zum Glück überwiegen die positiven Gedanken – und Fakt ist: Es wird auch ein Leben nach Corona geben.
Beruflich ist es komplizierter. Der normale Zoo-Alltag und die Betreuung und Pflege der Tiere gehen natürlich weiter. In der Verwaltung, im Besucherservice und bei mir im Eventmanagement gibt es Notbesetzung, ansonsten sind alle im Home-Office oder bauen Überstunden ab. Doch es ist schon ganz schön unheimlich, wenn ich momentan im Zoo unterwegs bin und alles so ruhig und leer erlebe. Normalerweise boomt es hier mit Frühlingsbeginn. Eine längerfristige Schließung wäre auch für den Zoo, der zu großen Teilen aus seinen Einnahmen lebt, verheerend.
Das Eventmanagement ist – wie bei allen Kultureinrichtungen, Veranstaltern und Künstlern – im Zoo komplett auf Null gefahren. Ich versuche, mit allen meinen Partnern (Künstler, Gastronomen, Freiberufler, Eventtechniker etc.) solidarisch zu sein und spreche ihnen Mut zu. Leider kann ich derzeit nur versprechen, auch nach den Krise möglichst vielen Veranstaltungen und Events mit unseren langjährigen Partnern und Dienstleistern zu organisieren. Nur gemeinsam kommen wir da wieder heraus.

Welche Tipps und Empfehlungen möchtest und kannst du aussprechen, damit wir alle die Situation und unseren Alltag meistern?

Zuerst einmal: Keine Panik auf der Titanic. Die Sache ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Auch wenn man nicht immer konform mit allen Corona-Regeln bzw. -maßnahmen ist, sollte man diese einhalten. Sonst besteht die Gefahr, dass es zu schärferen Restriktionen kommt bzw. unser derzeitiger Zustand viel länger andauert. Und das will sicher niemand.
Wir versuchen, eine gewisse Gelassenheit an den Tag zu legen. In der Ruhe liegt hier wohl tatsächlich die Kraft. Hamsterkäufe nutzen keinem. Und beim Konsumieren sämtlicher Nachrichten sollte man auch hier nicht in Rausch verfallen, sondern mit Sinn und Verstand und vor allem bewusst über Inhalte nachdenken und auch zwischen den Zeilen lesen.
Die Zeit mit der Familie sollte nicht als Belastung, sondern vielmehr als Bereicherung gesehen werden. Genauso wie die Dinge, die einem plötzlich und unverhofft über den Weg laufen: Ich habe zum Beispiel noch nie beim Spaziergang auf dem Südfriedhof so viele Tiere gesehen wie in den letzten Tagen.
Auch wenn die verordneten Maßnahmen zu Stress führen und der gefühlte Verlust von Normalität nervt – Verständnis und Solidarität vor allem denen gegenüber, die aktuell am stärksten von der Krise geplagt sind –, sollten wir nicht den Mut verlieren. Ganz wichtig auch für mich: Kreative Projekte von Künstlern, Dienstleistern und Kulturbetrieben zu unterstützen. Viele sind dringend darauf angewiesen.

Welche Art von Unterstützung brauchst du bzw. was wünschst du dir von deinen Mitmenschen?

Ich persönlich brauche für mich und meine Familie aktuell keine Unterstützung. Vielleicht hat es diesen Lockdown für die Natur und den Menschen einfach mal gebraucht und die Natur holt sich das zurück, was man ihr genommen hat. Ich hoffe, dass wir alle, die Politik und Wirtschaft, etwas Positives aus dieser Krise mitnehmen – gerade in Bezug auf Umwelt- und Naturschutz. Und ich wünsche mir, dass bei vielen künftigen Entscheidungen, die Erfahrungen der gegenwärtigen Krise einfließen und ein stärkeres Bewusstsein schaffen, für das was wirklich wichtig ist …
Und letztendlich sollte uns allen bewusst sein, wie gut es vielen von uns trotz aktueller Einschränkungen und materieller Verluste noch geht und es an vielen Orten der Welt ganz anders aussieht. Corona sollte uns nicht vergessen lassen, dass es auch andere Krisen zu bewältigen gilt.